1810 – 1876
Zwei lange Nächte lang war er
nun der Eure!
Der Glückliche! Bei Gott, ich
möchte wissen,
Wie oft ihr ihn bedeckt mit
euren Küssen,
Und wie er sich dabei geniert,
der Teure!
Nicht wahr, sein Kuß litt eben
nicht an Säure?
Der süße Schelm! Er hat euch
nicht gebissen?
Er war doch stets verliebt und
kußbeflissen?
Dazu rasiert, daß euch der Kuß
nicht scheure?
Ja, das ist wahr, er hat
besondre Gaben;
Doch - alle Freude muß ihr Ende
haben,
Und somit auch dies hölzerne
Pläsier!
Drückt ihn noch einmal fest an
Mund und Wangen,
Dann aber sendet meinen lieben
langen
Amerikaner flugs nach Hause mir!
1810 - 1876
Du,
mehr als Stein! Kaltherziger Barbar!
Ilumaniorum
nennst du dich Professor?
O Lug
und Trug! Wir wissen´s jetzo besser -
Ein
Wilder bist du, des Gefühles bar!
Geh´!
eine Rothaut pack´ am schwarzen Haar!
Skalpire
sie mit wohlgeschliffnem Messer!
Nimm
dann ein Sitzbad, grauser Menschenfresser,
In
deiner Heimath grausem Niagar!
Blut-,
Sitz- und Voll-Bad - das nur kann dir dienen!
Beweis:
du sah´st, und liebtest nicht Gallinen!
Welch
ein Verbrechen, Transatlantikus!
Wer
das begeh´n kann - wo er immer wohne -
Er
ist entmenscht, ist wild und ein Hurone.
Und
nimmer rührt mich sein "Excelsius."
1810 - 1876
Wo
Laura´s Fels emporstarrt aus den Wogen
Und
neckisch wiedergibt des Rufes Schall,
Entzückt´
im Lenz uns eine Nachtigall,
Wenn
Luna lauscht´ am blauen Himmelsbogen.
Wie
tief in´s Herz die Schmeicheltöne zogen!
Bald
flüsternd wie der trauten Quelle Fall,
Bald
jubelnd, schmetternd, gleich der Lerche Hall,
Bald
klagend wie um Hoffnung, die betrogen.
Der
sommer hat dich, Süße, mitgenommen;
Ach,
Andern tönt nun dein Zaubersingen!
Und
blieb allein der Nachtigallen=Flügel.
Doch
er ist still und stumm, und kein Geflügel
Des
Philisteriums vermag ihn, zu erklingen;
Die
Seele fehlt, - ja, du mußt wiederkommen!
1810 - 1876
An
blauen Seen durch klösterliche Hallen
Im
fernen Oestreich wandelt ein Poet;
Auf
seiner Stirn mit ernsten Lettern steht
Ein
ernstes Wort: "Ich bin der Lieb´ verfallen!"
Auch
ist es klar, er leidet an der Gallen!
Tief
liegt sein Aug´, und funkelt nimmer stet;
Der
Lippe Bartschmuck hat er grimm zerdreht,
Mit
Zittern liest er, was wir ahnend wissen.
Da
kommt ein Brief. Rasch wird er aufgerissen,
Die
kalten Blätter glüh´n von seinen Küssen,
Mit
Zittern liest er, was wir ahnend wissen.
Dann
ruft er aus: "Sie ist die 2te Staël!
Sei
sie nun sonsten Lea oder Rahel -
In sieben Jahren ist sie mein Gemahel!"
1810 - 1876
Der
Palinur der Kölner Feuerschiffe -
Sebastian
Kimpel nennt ihn Sankt Goar,
und
rühmlich steuernd fährt er Jahr auf Jahr
Durch
Oberwesels und der Lurelei Riffe! –
Er
kennt den Rhein und seine Kniff und Pfiffe!
Doch
jüngst, o Wunder, schwebt er in Gefahr;
Fast
trieb sein Boot auf spitzer Felsen Schaar,
So
traumhaft lenkt´ er's mit zerstreuten Griffe.
Die
Passagiere schalten: "Mit Verlaub!
Sebastian,
ist das der Weg nach Caub?
Eh´r,
als zur Pfalz, führt dieser Cours nach China!"
"Ja,
Donnerwetter!" rief der Palinur,
"
Die sieben Jungfern! - einer dacht´ ich nur!
Das kommt davon! Ich dacht an die Gallina!"
1810 - 1876
Die
Sonne stach mit sommerlichem Feuer,
Da
saßen wir, vom Bergesklettern matt,
Hoch
auf des Felsens moosßger Trümmerstatt,
Ein
Mahl zu halten unter dem Gemäuer.
Zu
anderm Guten hatten wir auch Eier.
Gallina
rief: "Wohl dem, der Eier hat!
Ein
Ei´chen noch! Ich bin der Nimmersatt!
Geh´n
macht App´tit!" - und schluckte wie ein Reiher.
Da
trat, im Antlitz unverstellten Gram,
Gefertigter,
der gern die Wahrheit stottert -
Vor
das Gedeck gallinae trat er hin
Und
als er sah mit Zürnen und mit Scham
Die
Schalen alle, die sie schon entdottert,
Da sprach er dräuend: "Kindesmörderin!"
1810 - 1876
Ein
Künstler sang auf seinem Instrumente,
Gallina!
dir von Liebes-Weh und Lust.
Es
war so eng, so voll ihm in der Brust,
Wie,
von dem Füllsel, der gebrat`nen Ente.
Er
both sich selbst ihr an als Lebensrente,
War
halb schon seines Sieges sich bewußt;
Doch
ehe noch sein Liebessturm verpußt,
Verfiel
er eines Dämpfers Regimente.
Verzweiflung
packt den Aermsten bei dem Kragen;
Er
will hinab in Goar´s Flutgewirre,
Ihn
schnell zurück nach Ihlium zu tragen.
Ob
Freundschaft warnt, daß Lurley ihn nicht irre,-
Er
stürzt - in die Kajütt - und legt - welch´ Wagen! -
Ein Butterbrot als Pflaster auf den Magen.
1810 - 1876
Du
hättest dir zum Vorbild auserlesen
Die
Hähnin, die sich spreizt als Doppelhahn?
Nothnagel
sagt´s. Wie -? trat er in den Thran,
Daß
er so sehr verkannte Beider Wesen -?
Nein!
Du bist echte Henne stets gewesen,
Doch
Sie, mit Kamm und Sporn, ein Mann im Wahn,
Wühlt
keck mit ihres Schnabels spitzem Zahn
In
Haferspreu von Weltschmerz und von Thesen.
Bleib
du, mein Hühnchen, treu auf deinem Neste,
Und
lege viel der blanken, schmucken Eier!
Poularden=Hahnenschrei
klingt nicht auf´s Beste;
Ich
setz´ auf ihn im Wettkampf keinen Dreier
Die
Hühner, die ins Freie sich vermessen,
Gieb Acht! Sie werden leicht vom Fuchs gefressen.
1810 - 1876
Als
Lurley jüngst erwacht zu neuem Leben
Und Alles
rings umher in Zauber wiegt,-
So
mancher kam und sah und - ward besiegt,
Haucht
seine Seele aus vor ihr mit Beben.
Ein
Maler auch in´ s schöne Reich der Reben,
Aus
Sachsenland auf Hoffnungschwingen fliegt,
Doch
bald auch er zu ihren Füßen liegt;
Nur
Sie war seiner Kunst noch würd´ges Streben.
Ihr
Bild, in´ s wunde Herz ganz eingesogen,
gab
wundertreu er wieder in den Rahmen.
O,
Guter wie dein Herz dich doch belogen!
Sie
nahm so Bild, als Herz, und dankt gewogen;
Dann
dreht sie lachend um des Künstlers Namen
Und sprach: flieg hin, woher Du kamst geflogen!
1810 - 1876
Des
Rheines Wellen eben erst entstiegen,
Am
offnen Fenster stand die Nachtigall;
An
Venus mahnend, die aus Fluthkrystall,
Gleich
ihr, sich hob zu ewgen Liebessiegen.
Ihr
feuchtes Haar ließ sie im Winde fliegen;
Lang
floß es nieder, wie ein Wasserfall -
Da
sah sie plötzlich zu Trompetenschall
Um´s
Eckhaus dort ein Fähnlein Reiter biegen.
Von
ihren Rossen wirbelnd stieg der Dampf;
So
scharfen Trabens ging´s nach Grimlinghausen,
als
lockte sie ein ernstlichheißer Kampf.
Da
rief ein Pferd - nein, nicht doch, ein Husar!
Hinauf
zum Fenster im Vorüberbrausen
Rief er: "Wie scheen! mit ufgeleestem Haar!
1810 - 1876
Ein
prächt´ger Kerl, der ritterlich Hahn!
Auf
seinem Hof, umringt von seinen Hennen,
Die
seinen Tritt, gleichwie sein Treten, kennen,
wie
kräht er muthig: "Wer was will, komm´ an!"
Ein
respektabler, kratziger Kumpan!
Wie
seine Weiber hastig ihn umrennen!
Wie
sie von Eifer, ihm zu dienen brennen!
Er
aber thut, als läg´ ihm gar Nichts dran.
Wer
ist gewillt, das Widerspiel zu schauen?
Dort
auf dem Hofe fünfundzwanzig Frauen,
In
ihrer Mitte Ein Gebieter nur!
Und
hier Gallina! Freudiglich und wacker
Auf
ihrem Nestlein sitzt sie mit Gegacker,
und zwanzig Hähne machen ihr die Cour.